Herausforderungen spielend meistern. Warum wir das tun, was wir tun.

Heute möchte ich dich an einem besonderen Reiseerlebnis teilhaben lassen, das mir vor einiger Zeit widerfahren ist. Es ist ein sichtbares Beispiel dafür, dass wir als Reisende – und wenn Du so willst, ist das ganze Leben eine Reise – immer wieder vor neue Überraschungen und Herausforderungen gestellt werden.

Aber lass mich von vorne beginnen: wie Du vielleicht weißt, organisieren meine Frau Manuela und ich auf unserem Segelkatamaran NAMASTE jedes Jahr Seminarreisen, Workshops und Retreats und jedes Jahr gilt es, das Schiff für die kommende Segelsaison vorzubereiten und klar zu machen.

Ich fliege also Sonntag abend von München los in Richtung Athen, um am nächsten Tag mit dem Bus nach Preveza zu fahren, wo unser Schiff liegt. Bis Athen läuft alles klasse.

In einem übervollen Zug lande ich schliesslich nachts in der Innenstadt in einem Viertel, in dem ich mich so freiwillig nicht aufhalten würde. Im Buchungsportal hat das doch viel besser ausgesehen..

Menschen liegen in den Treppenaufgängen der U-Bahn, andere grölen in den Strassen.
Ralf es sind nur ein paar Meter- mein Rollenkoffer weigert sich hartnäckig, über das stark beschädigte Pflaster des breiten Trottoirs zu rollen, bleibt immer wieder stehen, als ob er schon wüsste, was gleich auf ihn und mich zukommt.

Endlich erreichen wir das Hotel, nur noch an einigen dunklen Gestalten vorbei und dann stehe ich kurz nach Mitternacht an der Rezeption. Dem freundlichen Angestellten erzähle ich, dass ich morgen sehr früh raus müsse, da ich mit dem ersten Bus nach Preveza weiter fahren will. Er googelt mir den Weg zum Busterminal – „only a few minutes walking“. Bis er plötzlich meint, da gäbe es noch ein zweites Terminal am anderen Ende der Stadt und das sei wohl das Richtige. Wer Athen kennt, weiss, was „am anderen der Stadt bedeutet“. Na gut, denke ich, nochmal eine Stunde früher raus, um das zeitlich zu schaffen.

Ich frage nach einem ruhigen Zimmer und freue mich, als der freundliche Herr mir eines im siebten Stock „nach hinten“ gibt. Ruhe und Schlaf, denke ich mir. Mittlerweile ist es halb eins. Oben angekommen stelle ich fest, dass es in dieser Metropole gar keine Ruhe gibt, weil „nach hinten“ natürlich gleichzeitig irgendwie auch wieder nach vorne bedeutet und der pulsierende Nachtlärm sich in keinster Weise an irgendwelche Richtungen hält. Der Blick aus meinem Hotelzimmer öffnet dann auch einen einprägsamen Blick auf die unrenovierte Dachterrasse des Nachbarhauses, die sich in der Dunkelheit für ihr unvorteilhaftes Aussehen wortlos entschuldigen möchte, wie es scheint.

Es ist fast zwei, als ich endlich herausgefunden habe, wie ich mit einem morgendlichen Zug zumindest in die Nähe dieses besagten Busterminals gelangen kann. Ok, Licht aus und … Du glaubst ja nicht, welchen Lärm eine einzelne Mücke machen kann.

Ich mache es kurz – und die Nacht war ja auch so – drei Stunden später gebe ich meinen Zimmerschlüssel ab, gehe wieder die wenigen Meter zur Bahnstation, aber dieses Mal in einem stetigen Bergauf, was meinen riesigen Koffer veranlasst, noch störrischer zu werden.

Aufzug nach unten kaputt, gefühlt acht Stockwerke tiefer die falsche Fahrkarte gekauft, um dann nach dem zweiten Kaufanlauf richtig zu liegen, nur erfreuliche sechs Minuten warten – um dann in den falschen Zug zu steigen. Zum Glück stelle ich erleichtert fest, dass die falsche Linie in zwei Stationen wieder die Richtige kreuzt. Also einfach wieder umsteigen und dann passt es.

Es ist bereits hell als ich aus dem Zielbahnhof schreite. Google Maps zeigt mir den Weg bis zum Terminal. Aber kann das sein? Verlassene Nebengassen, zerstörte Autowracks am Strassenrand, Häuser wie in einer menschenleeren Westernkulisse. Ein frühaufgestandener Taxifahrer beobachtet mich und fährt in Schritttempo an mir vorbei. „Nein, no taxi.“ Ich schaffe das auch so!

So stehe ich plötzlich an einer Stadtautobahn und die Dame von Google bittet jetzt mich freundlich, die Fussgängerbrücke zu benutzen. Fussgängerbrücke?! Zehn Meter verrostete Wendeltreppe nach oben, wir zwei (mein riesiger und mittlerweile bleischwere Rollenkoffer und ich), rüber und wieder zehn Meter nach unten. Es ist zwischenzeitlich 15 Minuten vor Busabfahrt, als ich endlich den versteckten Terminal entdecke. Wahrscheinlich haben vor mir bereits hunderttausende ihren Bus verpasst, weil sie diesen völlig unsichtbaren Busterminal nicht finden konnten – aber ich, ich habe ihn besiegt. Und hier bin ich nun und steige ein.

Mein reservierter Platz ist bereits belegt aber nachdem der Bus nur halb voll ist, auch kein Problem. Rund vierhundert Kilometer entspanntes Reisen liegen nun vor mir, über den Kanal von Korinth, den wir schon mit dem Schiff bereist haben, hinweg, nach Patras über die eindrucksvolle Brücke über den Golf, dann durch wundervoll unberührte Landschaften bis Preveza, durch den Tunnel unter dem Meer dort … wunderbar, wir sind eine halbe Stunde vor der Zeit, gut für mich, um noch ein paar Sachen einzukaufen, bevor es auf´s Schiff geht!

Doch fünf Kilometer vor dem Ziel hält der Bus am Strassenrand. Möchte wohl hier schon jemand aussteigen, denke ich. Macht aber keiner. Stattdessen immer wieder das Orgeln eines jahrzehntealten Busmotors. Aus, vorbei, springt nicht mehr an.

In Deutschland hätten womöglich schon ein Teil der Mitfahrer ihre Fahrgastrechte recherchiert, ihre Anwälte und Rechtsschutzversicherungen kontaktiert – nicht aber hier in Griechenland. Fröhlich steigen die ersten Leute aus, schnappen sich ihre Koffer und – warten. Es hat sich das Gerücht verbreitet, dass ein Ersatzbus auf dem Weg ist und tatsächlich, nach nicht einmal zehn Minuten steht er da, mit surrendem Motor!

Du glaubst nicht wie stolz der Busfahrer schliesslich bei unserer Ankunft im Busterminal ins Mikrofon tönt, dass wir auf die Minute pünktlich – es ist zwölf Uhr mittags – am Ziel angekommen sind. Da ist es doch nebensächlich, dass der Terminal eigentlich gar nicht im Ort liegt, sondern ziemlich weit draussen. Na, denke ich mir, ein Spaziergang kann nach so langem Sitzen nicht schaden und mache mich auf den Weg Richtung Hafen. Ich weiss, dass von dort jeden Tag um 13.00 Uhr ein Motorboot fährt, um die Gäste in die Marina auf der gegenüber liegenden Seite des ambrakischen Golfes zu shuttlen. Und genau dort muss ich hin. Wie praktisch!

Ich sitze also entspannt am Hafen und warte – vergeblich! Ich hatte nicht bedacht, dass gerade das griechische Ostern stattfindet und die Griechen – weil man dort wohl ungern Feiertage herschenkt – den ersten Maifeiertag schlichtweg auf den siebten Mai verlegt haben, da er so nicht in den Osterfeiertagen untergeht. Muss man erst mal draufkommen. Clever! Aber schlecht für mich.

Ok, dann halt doch auf den letzten Metern ein Taxi und durch den Tunnel zurück und in die Marina – umso grösser war die Wiedersehensfreude zwischen unserem Stamm-Taxiunternehmer und mir!

Du liest immer noch mit? Das finde ich schön. Aber weshalb erzähle ich Dir diese ganze Geschichte, denkst Du vielleicht?

Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“ Ein Nietzsche-Zitat. Und gleichzeitig auch der Leitsatz Viktor Frankls (1905 bis 1997), einem berühmten österreichischen Neurologen und Begründer der Logopädie. Wenn wir nicht mehr in der Lage sind die Situation zu ändern, besteht die Herausforderung darin uns selbst zu ändern – oder eben die Einstellung zur Situation.

Was wir von ihm lernen können: Jede Situation ist von Grund auf neutral. Allein man selbst vergibt die Bewertung. Dies bedeutet nicht, dass das eine richtig und das andere falsch ist.

“Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.” So Viktor Frankl. Damit gilt er als Wegbereiter der Achtsamkeit (mindfulness), die heute auch in der Arbeitswelt immer mehr Einzug hält.

Mein Warum und dass ich auf dieser kleinen Reise immer wieder diesen Raum genutzt habe, um die verschiedenen Situationen zu überprüfen, zu verändern oder falls das nicht möglich war, meine Einstellung dazu zu ändern, siehst Du hier:

Vor uns liegen wieder einige spannende Törns, achtsame Begegnungen mit wertvollen Menschen, intensive Gespräche, und natürlich der Reiz des Ionischen Meeres mit allen seinen schönen Landschaften, Buchten, Fischerdörfern, Sonnenuntergängen und ursprünglichen Tavernen und vielem me(e)hr.

Wenn auch Du einmal auf dem Fahrtenkatamaran NAMASTE in Ionischen Meer dabei sein möchtest – vielleicht als Belohnung oder Boxenstopp für Dein Team und Dich, Retreat für Dich und Deine Kollegen, oder einfach nur zum Kraftschöpfen und Auftanken – schreib mir gerne eine persönliche Nachricht. Dann besprechen wir, wie das aussehen kann. Es sind übrigens keine Segelkenntnisse erfordertlich.