Einmal Präsident sein ….
Vor Jahren habe ich eine Leadership-Coachingausbildung in den USA gemacht. Dabei traf ich auch den Initiator des Higher Ground Leadership® (übersetzt in etwa Führung auf Höherer Ebene) – Dr. Lance Secretan. Er hat mich nachhaltig inspiriert und seine Philosophie begleitet meine Vorträge und Coachings bis heute.
Einmal Präsident sein! Für mich lag es deshalb auf Hand, mich damit zu beschäftigen, ob auch die als mächtigste Leader der Welt bezeichneten amerikanischen Präsidenten die dort enthaltenen Grundprinzipien inspirierender Führung verinnerlicht haben.
Deshalb lade ich Dich ein, mit mir diese Prinzipien einmal näher zu betrachten:
Die Grundüberzeugung ist, dass alles in der Welt hängt zusammenhängt, auch wenn wir das in der Regel nicht wahrnehmen. Unser Handeln hat Folgen, die über den Moment hinausgehen. Das gilt insbesondere für die Wirtschaft. Handelskriege wie zwischen den USA und China, das Überziehen anderer Länder mit Strafzöllen, mag kurzfristig der heimischen Industrie nützen, langfristig beschädigt es jedoch die Entwicklung.
Eine alte Weisheit der Irokesen besagt:
»Wir müssen den Blick des Adlers einnehmen, um die richtigen Entscheidungen für die folgenden Generationen zu treffen.«
So ist es überall in der Welt: Wenn wir jemandem schaden, schaden wir letztlich auch uns selbst, weil unser Verhalten auf uns zurückfällt. In unserer vom wissenschaftlichen Denken geprägten Welt nehmen wir solche Zusammenhänge oft nicht mehr wahr. Somit wäre „America first!“ keine nachhaltige Strategie, die auf das Miteinander einzahlt. Und vor allem in Krisenzeiten, in denen Gemeinsamkeit und Zusammenhalt eine hohe Bedeutung zukommt, verfestigen wir unsere Beziehungen doch eher und steigen nicht aus Bündnissen aus und kündigen der Welt die Freundschaft auf, wie es beispielsweise unter dem 45. US-Präsidenten Donald Trump passierte.
In einem anderen Blog-Beitrag habe ich über seinen Vorgänger Barack Obama als inspirierende Führungskraft geschrieben. In diesem Blog setze ich mich mit der Führungskraft Donald Trump auseinander.
Kommen wir aber jetzt zu den fünf Prinzipien die den Kern guter Führung, Zusammenarbeit und überhaupt des Zusammenlebens von Menschen ausmachen:
#1 – Zeige Mut und stehe zu Deinen Überzeugungen
Um die Zersplitterung zu überwinden und das Prinzip des Einsseins zu verwirklichen, müssen wir zu Veränderungen bereit sein. Und dazu braucht es vor allem eines: Mut. Ohne den Mut, das Bestehende infrage zu stellen und neue Wege zu gehen, gibt es keine Veränderung. Nun besitzt jeder Mensch von Natur aus Mut – die meisten verlieren ihn aber schon in früher Kindheit durch eine falsche Erziehung. Gerade Kinder streben danach, von ihrer Umwelt akzeptiert zu werden. Gleichzeitig erfahren viele von ihnen, dass sie vor allem dann Zuwendung und Liebe bekommen, wenn sie das tun, was die Erwachsenen von ihnen erwarten. Dadurch gewöhnen sie sich schon früh ein angepasstes Verhalten an und vermeiden alles, was zu Konflikten führen könnte.
Wir sollten durchaus mutig zu unseren Überzeugungen zu stehen, selbst wenn wir auf Widerstand stoßen und uns unbeliebt machen. Orientiere Dich nicht an den Erwartungen anderer, sondern an Deiner eigenen Leidenschaft. Übernimm die Verantwortung für Dein Handeln und belohne auch andere, wenn sie mutige Entscheidungen treffen.
(… Donald Trump ist ein mutiger Leader und steht zu seinen Überzeugungen. Es fehlt jedoch das Vertrauen auf die gemeinsame Stärke. Mut verblasst in einem egozentrierten Mindset).
#2 – Sei authentisch, sei Du selbst!
Echtheit bedeutet, im Umgang mit anderen keine Maske aufzusetzen, sondern sich so zu geben, wie man ist, und das ausdrücken, was man denkt und fühlt. Echtheit spart Kraft, auch und gerade im Berufsleben!
Denn sich zu verstellen, kostet eine Menge Energie. Wer authentisch lebt, kann seine Energie produktiver einsetzen – wie ein Segler, der den Wind mit den Segeln für seine Fahrt einfängt und nicht mit aller Kraft versucht, den direkten Kurs in den Wind zu steuern. Echtheit nützt auch, weil sie Vertrauen zwischen den Menschen schafft. Authentische Führungskräfte hinterfragen sich immer wieder, ob ihre Taten, Gedanken und Gefühle übereinstimmen.
(… Donald Trump hat er sich nicht verstellt und stets gesagt, was er denkt. Authentizität führt gewöhnlich zu einer Berechenbarkeit für das Umfeld. Nicht jedoch bei Trump – Die Kombination von Authentizität und Unberechenbarkeit kann in einem ausgeprägten Narzissmus begründet sein.)
#3 – Diene, bevor Du bedient bist!
Unser täglicher Konkurrenzkampf ist auf Dauer zerstörerisch: Es kommt oft ausschließlich darauf an, besser, effizienter, erfolgreicher zu sein als die übrigen Wettbewerber. Es ist eine Welt, die aus Gewinnern und Verlierern besteht.
Im Gegensatz zum Konkurrenzdenken steht im Prinzip #3 die Bereitschaft zu Dienen. Wer dient, versucht andere mit seinen Fähigkeiten zu unterstützen. Führungskräfte erwarten solches Verhalten oft von ihren Mitarbeitern – dabei sollte es umgekehrt sein: Eine gute Führungskraft muss vor allem selbst danach streben, anderen zu dienen. Dazu gehört, gut zuhören zu können und wahrzunehmen, was der andere braucht. Wenn wir die Fähigkeit zu dienen entwickeln möchten, können wir versuchen, uns von der Konkurrenzfixierung zu lösen, Angst und Zorn aufzugeben und stattdessen zu helfen, wo immer wir können: beispielsweise den Mitarbeitern und den Kunden. Neue Führung fokussiert sich deshalb nicht mehr auf Command & Control, sondern auf Challenge & Support!
(… Donald Trump hat genau das Gegenteil praktiziert. Selten hat eine Top-Führungskraft mehr Personal gefeuert. Auch eine ganze Reihe Experten. Statt sich mit Kritikern auseinanderzusetzen, galt das Prinzip: Wer das „Wer ist der Beste“-Spiel nicht mitspielte, musste gehen)
#4 – Ehrlich währt am längsten
Vertrauen kann nur da wachsen, wo Führungskräfte aufrichtig sind und den Mut haben, zu sagen, was Sache ist. Vertrauen wiederum ist die Basis für gute Zusammenarbeit und nachhaltigen Erfolg. Wenn ein Manager die Wahrheit sagt, ist das vielleicht erst mal unbequem. Langfristig aber wird er mehr Erfolg haben, weil Mitarbeiter und Kunden Aufrichtigkeit zu schätzen wissen. Außerdem sind in einer Kultur der Wahrhaftigkeit und des Vertrauens weniger Kontrollen nötig. Das spart eine Menge Arbeitskraft und Kosten. Noch etwas: Wenn Du ehrlich bist in Deinem Führungsstil, solltest Du darauf achten, andere dabei nicht zu verletzen. Besonders hilfreich finde ich in diesem Zusammenhang das Umkehrprinzip: Auch Deine Mitarbeiter sollten immer die Wahrheit sagen dürfen, ohne nachteilige Folgen befürchten zu müssen.
(… Mehr als 22.000 Falschaussagen, glatte Lügen und irreführende Behauptungen wurden während der Amtszeit von Trump dokumentiert. Er prägt den Begriff der „alternativen Fakten“ und der „fake news“. Eine Kunstausstellung in New Yorker Stadtteil Soho zeigt ein beeindruckendes Mosaik aus über 20.000 Post-its, die „Wall of Lies“):
(Foto: P. Buehler)
#5 – Liebe im Business
Liebe ist etwas, das für viele Führungskräfte im Berufsalltag eher nichts verloren hat. Fakt ist: Menschen sehnen sich nun mal nach Liebe. Im Business tun wir uns mit dem Begriff schwer. Wenn wir ihn aber übersetzen mit: Anerkennung – Respekt – Interesse – Empathie – Zuhören – Wertschätzung – Förderung – Entwicklung – Aufmerksamkeit – Lob – Beachtung – Beteiligung – Vertrauen – Gemeinschaft ….
…. dann wird deutlich was gemeint ist und wir merken, dass Liebe ein wesentlicher Bestandteil von Führung ist.
Ein liebevoller oder auch achtsamer Führungsstil setzt andere Schwerpunkte. Hier geht es darum, die Mitarbeiter als Menschen zu respektieren, so wie sie sind. Dabei können wir lernen, Sympathie anderen gegenüber in Worte zu fassen – und dazu braucht es mehr Mut als dafür, eine Atmosphäre der Angst zu verbreiten. Der Lohn: wir bekommen Zuwendung und Vertrauen zurück! Eine solche entspannte Atmosphäre ist dem Erfolg eines Unternehmens nur förderlich. Die Kernfrage ist: wie können wir Menschen unsere Wertschätzung ausdrücken?
(… verdiente Mitarbeitende über den eigenen Twitter-Account zu kündigen oder Menschen, die anderer Meinung sind als schlechte Menschen zu bezeichnen, ist wenig wertschätzend. Achtsame Führung bedeutet vor allem das Wahrnehmen von Menschen so wie sie sind und ganz ohne Wertung. Diese Einstellung sollte auch gegenüber Andersdenkenden oder ethnischen Minderheiten gelten, statt diese zu verurteilen)
#6 – Tue die richtigen Dinge!
Wenn wir die ersten fünf Prinzipien beherzigen, wird Effektivität („die richtigen Dinge tun“) fast schon das zwangsläufige Ergebnis sein. Mut, Authentizität, Dienstleistung, Wahrhaftigkeit und Liebe zahlen sich auf Dauer aus, und wenn wir uns daran orientieren, werden wir mehr zurückbekommen, als wenn wir uns als Einzelkämpfer versuchen.
Wahre Effektivität entsteht dort, wo jemand einen Traum hat und ihn mit aller Leidenschaft verfolgt – dann setzt er alle seine Energie dafür ein. Selbstverständlich dürfen bei der Verwirklichung eines Traums auch die Realitäten nicht vergessen werden.
(… während der Amtszeit von Donald Trump sind die jahrzehntelangen guten Beziehungen mit vielen Ländern stark belastet worden. Während anderswo Mauern eingerissen werden, steht die gerade mal 100 km lange Mauer zu Mexiko als trauriges Mahnmal für eine Politik der Trennung)
Das Fazit: Führungspersönlichkeiten sind individuell. Sich mit ihnen zu beschäftigen macht anschaulich, was eine inspirierende Führungskraft ausmacht. Oft wird uns das an Negativbeispielen am besten deutlich.
Lernen können wir dennoch: Der richtige Weg auf eine Höhere Ebene zeigt sich uns manchmal schneller, wenn wir erkennen, welcher Weg der falsche ist.